Ein Land geht in den Westen - Eine Lesereise durchs halbe Land

Bücher

„Der letzte Sommer der Indianer”, Michael Schirmer


Der letzte Sommer der Indianer von Michael Schirmer

Die Roten kommen!

Wenn die Bewohner des Städtchens kurz hinter der thüringisch-fränkischen Grenze an jenem nebligen Novembertag die „Roten” überhaupt erwartet hatten, dann in stinkenden, fauchenden Auto-Imitationen! Und nun kamen die Rothäute auf Gäulen und in gestrecktem Galopp, „die Tomahawks und Lassos geschwungen”, und bei Rot preschen sie über die Kreuzung, allen voran ihr Häuptling „Grüner Pfeil”.

Die da in friedlicher Absicht in den wilden Westen einreiten, sind Mitglieder eines Hobby-Indianerstamms aus dem Sächsischen, Menschen, die in ihrer Freizeit mit Detailversessenheit und Liebe das wilde, das freie, schöne Leben zu imitieren, ja nachzuleben versuchen. Die zueinander gefunden hatten, weil sie ihr eigenes machen wollten.

Dann wird alles anders. Jetzt, wo die große Freiheit ausgebrochen ist, wird es schwierig, die kleine Freiheit, die mühsam erkämpfte und verteidigte, zu erhalten.

Übermächtig locken Versuchungen einer fremden Welt, aber vor allem: die Geister der Vergangenheit machen auch vor den Tipis am Elbufer nicht halt. Aus dem Novembernebel taucht „Einsamer Wolf” wieder auf, der sich einst in den Westen absetzen musste. Er kehrt zurück als erfolgreicher Brauereibesitzer und eine Geschichte um Verrat, alte Rechnungen, um Liebe und Geld nimmt ihren Lauf. Und plötzlich will Wahtawah, die Frau des Häuptlings, keine Squaw mehr sein.

Bernd Schirmer erzählt mit viel Humor und Phantasie, auch mit einem Tröpfchen Melancholie, eine witzige und geistreiche Parabel über die Zähmung eines wilden, eingeborenen Volkes und den Verlust einer kleinen, heilen Welt.